Luftdruck

Hallo

Gehe heute angeln und da heut der Luftdruck am sinken ist kann ich ja mal berichten ob irgendwas anders war.

Gruss
Olli
 
Hallo Eberhard,

Soweit mir bekannt ist, wirkt der Luftdruck auf die Schwimmblasen. Wie das aber genau zusammenhängt, könnte sicher besser einer unserer Biologen erläutern.

bin zwar kein Biologe, aber das braucht's für das Thema auch nicht, weil es zuerst mal mehr eine Frage der Physik ist.

Wenn man von Luftdruckschwankungen redet und deren unmittelbare Wirkung auf die Fische verstehen will, muss man sich zuerst mal die Dimensionen veranschaulichen, von denen wir da reden. Im Augenblick beträgt die Differenz zwischen dem höchsten und dem niedrigsten Luftdruck im Raum Nordatlantik, Europa, Nordafrika und Vorderasien ganze 25 Hektopascal (= Milibar). Es gibt auch sicher wieder Zeiten mit deutlich grösseren Differenzen, aber wenn die innerhalb kurzer Zeit auf einen Fisch in unseren Breiten wirken sollen, hätten wir hier richtig heftigen Sturm und damit dann ganz andere Probleme. Im Moment haben wir in Deutschland (berechnet auf Meeresspiegelniveau) ca. 1013 hPa auf dem Barometer. Das trifft sich gut, weil es das Rechnen erleichtert ... :)

1 Bar = 1013 Hektopascal (hPa) = 10 Meter Wassersäule

Wenn jetzt ein imaginärer Fisch in 10 Meter Wassertiefe steht, dann lastet auf ihm ein Druck von 2026 hPa bzw. 2 bar (1013 hpa Luftdruck + 1013 hPa hydorstatischer Druck der Wassersäule über ihm). Jeder cm Wassersäule über dem Fisch steht also für gut 1 hPa Druck. Damit entspricht auch jede Änderung der Schwimmtiefe des Fisches um einen Zentimeter einer Druckänderung in der Schwimmblase um gut 1 hPa. Mit der Druckänderung ändert sich auch das Volumen des Gasgemisches in der Schwimmblase und damit der von der Schwimmblase verursachte Auftrieb. Steigt der Luftdruck oder taucht der Fisch tiefer, verringert sich über den zunehmenden Druck das Schwimmblasenvolumen und der von ihm ausgehende Auftrieb entsprechend. Fällt der Luftdruck oder steigt der Fisch etwas auf, nimmt der Druck auf die Schwimmblase ab, deren Volumen und der von ihm ausgehende Auftrieb nimmt dann entsprechend zu.

Jetzt zu den Grössenordnungen: Eine Luftdruckänderung um 10 hPa innerhalb eines Tages beschert uns schon einen richtig kräftigen Wind. Unterstellen wir mal, dass der Luftdruck um diese 10 hPa fällt, dann bräuchte der Fisch nur knappe 10 cm tiefer gehen und hätte damit die Druckveränderung schon ausgeglichen. Tiefenwechsel des Fisches beim Umherschwimmen in der Grössenordnung von +/- 10 cm dürften eher die Regel, als eine Ausnahme darstellen. Wenn die keine Probleme verursachen, kann das der sich ändernde Luftdruck in der Grössenordnung von +/- 10 hPa auch nicht.

Weil es für den Fisch aber blödsinnig wäre, seine jeweilige Schwimmtiefe nach dem an der Wasseroberfläche herrschenden Luftdruck auszurichten, hat er Mechanismen, um das Schwimmblasenvolumen zu regulieren. Bei allen Jungfischen gibt es eine Verbindung zwischen dem forderen Teil der "Speiseröhre" und der Schwimmblase. Über diese Verbindung füllt jeder Jungfisch nach dem Aufzehren des Dottersackes seine Schwimmblase erstmalig und kommt damit in den Genuss der Vorteile, die mit einem neutralen Auftrieb (Schweben) unter Wasser verbunden sind. Bei den Karpfenartigen, beim Hecht oder auch den Solmoniden bleibt diese Verbindung zwischen Schlund und Schwimmblase auf Lebenszeit bestehen und wird von einem Ringmuskel kontrolliert. Diese Fische können bei Bedarf kurzfristig Gas aus der Schwimmblase ablassen oder an der Wasseroberfläche zusätzliches Gas (Luft) aufnehmen und in die Schwimmblase drücken. Bei den Barschartigen und anderen Fischarten verschliesst sich dagegen dieser Schwimmblasengang nach jener Erstbefüllung durch den Jungfisch. Diese Fischarten regulieren ihr Schwimmblasenvolumen über spezielle (Blut-)Gefässsysteme in der Schwimmblasenwand. Mit diesen Gefässsystemen können sie bei Bedarf Gase aus dem Blut freisetzen, die dann in das Schwimmblaseninnere diffundieren und dort für eine Druck-/Volumenerhöhung sorgen. Ober aber, wenn das Volumen zu gross ist, mit einem zweiten Gefässsystem Gas aus der Schwimmblase abtransportieren und so deren Druck/Volumen und den damit verbundenen Auftrieb verhindern.

Während die Karpfenartigen andere Arten mit offenem Schwimmblasengang ganz kurzfristig reagieren können, benötigen die Kollegen mit geschlossenem Schwimmblasengang je nach Druckänderung Minuten bis Stunden für einen Ausgleich, sofern sie nicht einfach ihre Schwimmtiefe um ein paar cm verändern.

Wenn man sich vor allem die physikalische Seite und die Grössenordnungen anschaut, von denem man bei Luftdruckschwankungen redet, fällt es schwer, daraus gravierende Verhaltensänderungen der Fische ableiten zu wollen. Da wirken im Schlepptau von Wetterumschwüngen andere Faktoren, deren Einfluss auf das Verhalten der Fische um Längen grösser ist.

Viele Grüsse

Lars
 
Wer ein Aquarium mit Kaltwasserfischen hat kann das verhalten recht gut studieren
Mit der Zeit merkt man die Unterschiede im verhalten
 
Hallo

Gestern sinkender Luftdruck und doch 5 Aale plus eine grosse Zahl an Zupfern.
Also eher ein besseres Ergebniss als sonst.

Gruss
Olli
 
Es kommt immer drauf an wie stark sich das wetter verändert.
Ist wie bei uns Menschen auch starke plötzliche Wetterumschwünge schlagen uns aufs Gemüt. Den Fischen geht es nicht anders.
 
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