Hi Eberhard,
ich gehe mal etwas off topic auf die Besatzthematik ein.
Falls es dem Mod zu off topic ist, kann er es gerne verschieben…
Andererseits aber beklagt man sich über die immer größere Anzahl der Angler. Willst Du ab einer bestimmten Anzahl registrierter Angler sagen: Finito, jetzt darf keiner mehr?
Ja ganz klar. Bei uns ist durch den Pachtvertrag genau geregelt, wie viele Angler ans Gewässer dürfen, die Menge berechnet sich aus einem festgelegten durchschnittlichen Fangewicht (zwischen 15 und 30kg/Angler; Jahr je nach Bundesland) und der natürlichen Ertragsfähigkeit des Gewässers. Ist die Anzahl Karten ausgereizt, ist vorbei. Ob die kg Zahl sinnvoll ist, lasse ich mal offen.
"Also muß man die Anzahl der Angler weiter wachsen lassen, was zur Folge hat, daß man auch weiter besetzen muß, denn der hohe Befischungsdruck, dem die meisten Gewässer ausgesetzt sind, fordert nun mal auch seinen Tribut."
Glaubst du wirklich, dass das mit dem Besatz immer so funktioniert, wie es soll? Ich bin erst seit 08 Gewässerwart, also noch "grün hinter den Ohren" aber habe mir mal die Mühe gemacht die Fanglisten der letzten gut 30 Jahre dem Besatz gegenüberzustellen. In meinem 5ha See müssten demnach noch knapp 3000 Zander, über 2000 Hechte, 3000 Karpfen und viele hundert kg Rotaugen, Rotfedern, Brassen rumschwimmen (ohne natürlichen Bestand), die nie gefangen wurden. (Die an „Altersschwäche“ inzwischen gestorbenen hab ich abgezogen)
von den Zandern sind insgesamt nur 12Stk gefangen worden….teurer Fisch sag ich dir. Die hat nicht der K gefressen oder der Hecht( naja die Zander vllt schon)
Ein Gewässer hat eine maximale Kapazität, was es an Fisch verkraften kann. Wenn das Gewässer einigermaßen intakt ist, wird es diese Menge auch idR jedes Jahr erreichen. Die Fische nieschen das Ökosystem idR vollständig aus. (Die Fischbiomasse kann im Optimalfall um bis zu 30% p.a. anwachsen ;Fischartenabhängig natürlich). Somit bringt Besatz oft nichts( von konkreten Problemen beim hochkommen der Fische einmal abgesehen). Du musst dir mal die Frage stellen, wo die zusätzliche Nahrung für die eingesetzten Fische herkommen soll? Nahrung zu Fischbestand ist auch von einem Gleichgewicht abhängig, sonst kann es zu Verbuttung und Ausfällen und Bestandsreduzierungen kommen, d.h. du hast weniger als du reintust. Somit kann Besatz eigentlich nur etwas bringen, wenn man ihn möglichst schnell wieder fängt. (Und das passt heutzutage nicht mehr ins anglerische, öffentliche „Leitbild“)
Frag mal die Gewässerwarte bei dir, wie die Verhältniszahlen von Fang und Besatz langfristig aussehen( und frage auch nach der Besatzgröße der Fische, die ist dabei auch wichtig),
ich vermute, dass du überrascht sein würdest.
"Nebenbei habe ich den Eindruck, daß das Wort Besatz heute schon in weiten Kreisen einen höchst negativen Beiklang hat u. daß Fischbesatz schon fast verpönt ist. Aber geht es ohne?"
Da habe ich meine Meinung oben ja schon angerissen. In manchen Fällen macht Besatz ganz klar Sinn(gefährdete Arten, Laich kommt nicht hoch etc), aber in meinen Augen nur solange, bis man das Gewässer wieder in einen "angemessenen" Zustand gebracht hat, wo die Fische natürlich ablaichen und leben können.
"
Außerdem wird hier zu wenig differenziert. Besatz u. Besatz ist nämlich noch lange nicht das selbe. Auch ich bin klar dagegen, in einen kleinen Teich oder See unbegrenzt jedes Jahr haufenweise Fische aller Art hinein zu schmeißen."
Unbestritten
"Aber auch das ist kaum vermeidbar, es sei denn, die Vereine würden alle ihre Satzungen dahingehend ändern, daß ein (geprüfter) Gewässerwart allein in Sachen Besatz das Sagen hat u. seine Entscheidungen nicht anfechtbar sind."
Bei uns ist das so:
Gewässerwart kann nur sein, wer die entsprechenden Lehrgänge absolviert hat, das ist durch den Verband geregelt, und steht meines Wissens über die Hegepflicht indirekt auch im Fischereigesetz. (Nagel mich darauf aber jetzt nicht fest, müsste ich nachlesen) Die Kurse sind qualitativ aber sicherlich noch recht unterschiedlich, und stellen in meinen Augen nur ein Grundgerüst für eine fundierte Arbeit am Gewässer und mit Fischen dar.
Der Verband hat weiter geregelt, dass gegen die fachlichen Belange des Gewässerwarts kein Besatz durchgeführt werden kann. Wie das Ergebnis bei den nächsten Wahlen aussehen mag, steht auf einem anderen Blatt.
Ich habe bei uns z.B. durchgesetzt, dass keine Hechte mehr besetzt werden(einer meiner persönlichen Lieblingsfische), war natürlich erst ein Riesenaufschrei, bis ich mal ne Stunde lang die Zusammenhänge erklärt habe. Inzwischen sind viele meiner Meinung.
Der Hecht ist ein Einstandsjäger, sind die Einstände besetzt, kann man soviel Hecht besetzen wie man will, den einzigen, den es freut ist der Fischzüchter, da der größere Hecht die „Eindringlinge“ in seinem „Revier“ frisst.
Das spannende war, als ich die Listen bei uns durchgearbeitet habe, habe ich festgestellt, dass in den letzten 10 Jahren nur 1mal Hecht besetzt wurde (ca 100H1), aber die Fangmenge die ganze Zeit konstant blieb. Wurde einfach vergessen. Bestandserhöhung durch Besatz ist also mittelfristig(ohne massive Zufütterung) in meinen Augen nicht möglich, solange er sich selbst fortpflanzt. Da bin ich jetzt schon auf die Gesichter in der JHV gespannt….
"Besatz jedoch, der aufgrund von Fangstatistiken erfolgt, also nur wieder Lücken schließt, die durch Befischungsdruck entstanden, kann m. E. nicht falsch sein. Das wäre, unter einem Fachmann, kein Attraktivitätsbesatz, sondern schlicht u. einfach ein notwendiger Besatz."
Da muss man in meinen Augen wieder differenzieren. Wenn ich die natürliche Ertragsfähigkeit überschreite, dann kann Besatz evtl. sinnvoll sein, wobei sich da einmal die Frage stellt, ob man diese überschreiten sollte (Anzahl Angler), und ob das bei einer stabilen Alterspyramide (durch Mindestmaße) überhaupt möglich ist, die Ertragsfähigkeit zu überschreiten?
So, nun warte ich auf die absolute Lösung des Problems.
Die absolute Lösung wird es vmtl. nie geben, aber gesunde Gewässer mit einer guten Struktur würden beim K "Problem" und beim Besatzproblem schon mal viel helfen. Dazu ein vernünftiger Austausch der verschiedenen Interessensgruppen, dann wären wir einen großen Schritt weiter.
Zum K teile ich sonst ganz die Meinung meines Namensvetters.
PS: Eberhard, meine Ausführungen zum Besatz sollen kein „Angriff“ gegen dich sein, zu dem Thema wollte ich ohnehin schon länger etwas schreiben, da gab es auch im Thread mit Angelkartenpreisen so eine Aussage: „Der Verein besetzt für 20 000€, da geh ich hin, da hab ich was für mein Geld, etc.“ Ich wollte hier lediglich zu einer häufig aufkommenden Ansicht stellung nehmen, nichts weiter, also beziehe es nicht auf dich persönlich.
Ich möchte nur dazu beitragen, dass wir als Angler mal wirklich über Sinn und Unsinn unseres Tuns nachdenken, glaub mir, beim Besatz müssten wir in gesunden Gewässern nicht mal auf etwas verzichten. Auf diese gilt es in meinen Augen hinzuarbeiten. Wenn wir uns diese Fragen nicht selbst stellen und sie beantworten, dann werden dies andere für uns tun.