Wenn der Bestand an diesem Gewässer
a) riesig ist
b) Phänodevianten bei schlechten Umweltbedingungen 30-40% der Population ausmachen (können)
c) innerhalb von 2 Jahren nur ein einziger Langbartler gefangen wurde
... ist die Wahrscheinlichkeit überwältigend hoch, dass es sich einfach nur um ein mutiertes Langbartel-Einzelexemplar handelt.
Interessant ist immerhin, dass es sich anscheinend nicht um eine Punktmutation (einzelnes Basenpaar), sondern eine Strukturmutation handelt ... ich hoffe sehr, dass Manuel als Dritter im Bunde auch noch im Thema vorbeischaut und seine Meinung dazu äußert.
Der Ansatz mit der Ausdünnung ist
absolut unlogisch ... schließlich handelt es sich bei dem betrachteten Gewässer nicht um einen Produktionsteich, sondern ein Ökosystem.
Nicht umsonst wurde schon zu b) von Haltungsbedingungen gesprochen ... wenn in einem Produktionsteich ständig zugefüttert wird, gewollt künstlich hohe Individuendichte herrscht, rutschen Parameter wie pH und/oder Sauerstoffgehalt sicher schnell einmal in's Malus.
Da macht dann eine Ausdünnung, sprich Erniedrigung der Individuendichte, sicher Sinn ... um Parameter und Fischgesundheit stabil zu halten.
Allerdings ist es wohl
kompletter Nonsense, dies als Handlungsempfehlung für das betrachtete Gewässer anwenden zu wollen.
Zum einen werden von Wasservögeln häufig Fischeier in die verschiedensten Gewässer verbracht, vornehmlich Cypriniden-Eier.
Somit ist für 'frisches Blut' durchaus gesorgt ...
Zum anderen reguliert sich die Bestandsdichte von allein, ich erinnere an meine Ausführungen zum K-Wert (Kapazitätswert eines Ökosystems) und zu Regelkreisen mit negativer Rückkopplung an anderer Stelle ...
Die vorhandene Kleinwüchsigkeit muss beileibe kein genetisches Phänomen sein, sondern ist wesentlich wahrscheinlicher eine durch die hohe Individuendichte hervorgerufene Verbuttungstendenz wegen angenäherten Nahrungsmangels für die Gesamtpopulation.
Die Karpfen-population bewegt sich in diesem Gewässer wahrscheinlich haarscharf am K-Wert ...
Auffällige Populationsoszillationen im Laufe der Jahre wären ein fast sicherer Hinweis auf die Wirksamkeit der genannten Faktoren.
Dies ist relativ einfach festzustellen, da eine Verbuttungstendenz ein reversibles Phänomen ist.
Man entnehme ein paar Karpfen und kontrolliere ihr Wachstum in einem anderen Gewässer (mit höherem K-Wert), wachsen sie nun normal ab, ist da nüscht mit genetisch bedingtem Zwergwachstum oder gar Phänodevianten.
Und einen weiteren Zusammenhang mit C&R (sonst von mir gern diskutiert) vermag ich beileibe auch nicht zu erkennen ...
Hieß es nicht anfangs, an dem Gewässer herrsche kaum Befischungsdruck ...?